Vergangener Glanz eines 70er-Jahre-Gebäudes
Die Grazer „Vorklinik“ zur Zeit ihres Entstehens
In einer Informations-Broschüre aus dem Eröffnungsjahr 1977 wird der Bau der „Vorklinik“ mit Stolz als technisch hochmoderne Errungenschaft präsentiert. Geplant hatten das Gebäude für die vorklinischen Institute die Architekten Ernst Hoefer und Emo Meister. Universitätsprofessor Walter Rosenkranz freute sich in seiner Funktion als Dekan der medizinischen Fakultät über neue Möglichkeiten für die Ausbildung der Ärztinnen und Ärzte an der Universität Graz. In seinem Vorwort betonte er, dass die Medizinische Fakultät mit diesem Neubau eine „Lehr- und Forschungsstelle bekommen habe, wie sie an keiner anderen österreichischen und an kaum einer ausländischen Universität besteht“.
Der Broschüre ist zu entnehmen, dass auf der studentischen Ebene im Erdgeschoß der größte Hörsaal am Campus mit 500 Sitzplätzen und einer Großbildfernsehanlage nicht nur für Hörer:innen, sondern auch für Konferenzen und andere Veranstaltungen zur Verfügung stehen sollte. Die Seziersäle waren für die gleichzeitige Anwesenheit von 450 Student:innen konzipiert. Die darin befindlichen Seziertische aus Chrom-Nickelstahl waren von dem Grazer Anatomen Walter Thiel höchstpersönlich entwickelt und entworfen worden – für die Herstellung sorgte ein Betrieb in Wien. Bezeichnend für die Zeit des atomaren Wettrüstens ist die Tatsache, dass im Tiefgeschoß neben dem Leichenkeller und dem Raumkomplex für Tierversuche auch Strahlenschutzräume für 600 Personen vorgesehen waren. Sie waren mit einer eigenen Stromversorgung und Trinkwasserbrunnen ausgestattet.
Im Juli 2023 wurde das Gebäude endgültig geräumt und für den Abriss vorbereitet. Die vorklinischen Institute waren schon längst auf den Campus der 2004 gegründeten Medizinischen Universität übersiedelt.