Raimund Friedrich Kaindl (*1866 in Czernowitz) gehörte von 1915 bis zu seinem Tod im Jahr 1930 der Universität Graz (Philosophische Fakultät) als Professor für Österreichische Geschichte an. Kaindl hatte die Bukowina und seine Heimatstadt Czernowitz aufgrund der russischen Besatzung verlassen müssen. An der Universität Czernowitz war er von 1905 bis 1914 als Professor, Dekan und Rektor tätig gewesen. Kaindl widmete sich als Wissenschafter der Geschichte der Bukowina und erforschte die Lebensweise und Kultur der verschiedenen in diesem Gebiet und in seinen Nachbarländern ansässigen Ethnien. Ein zentrales Forschungsthema war für ihn die von Wien aus gesteuerte deutsche Besiedelung der Karpatenländer. In seiner Grazer Zeit, insbesondere seit dem Zusammenbruch des Habsburgerreiches, engagierte sich Kaindl zunehmend als politischer Publizist, indem er seine Vorstellung einer österreichisch dominierten großdeutschen Staatenlösung verbreitete.
Das Kernstück der digitalen Sammlung Raimund F. Kaindl bildet dessen Nachlass im Universitätsarchiv. Er umfasst Lebensdokumente (u.a. aus seiner Czernowitzer Gymnasial- und Studienzeit), Korrespondenz, handschriftliches Entwurfs- und Notizenmaterial und Werkbelege. Besonders hervorzuheben sind zudem umfangreiche Sammlungen von historischen und ethnographischen Quellen aus der Bukowina, die Kaindl für seine wissenschaftliche Arbeit verwendete. Zusätzlich werden auch relevante Materialien aus anderen Beständen des Universitätsarchivs inkludiert: Historisches Aktenmaterial zu Kaindls Wirken an der Universität Graz wird ebenso zugänglich gemacht wie die Lehrveranstaltungsverzeichnisse der Franz-Josephs-Universität Czernowitz.
Projektteam: Dr. Dorin Ioan Rus, Dr. Petra Greeff, Dr. Andreas Golob, Dr. Christine Rigler und Kerstin Zmugg.
Die Umsetzung erfolgt als Teilprojekt innerhalb eines Gesamtprojekts der Universität Graz, an dem folgende Institute und Abteilungen beteiligt sind: Universitätsbibliothek, Universitätsarchiv, Universitätsmuseen, Institut für Sprachwissenschaft und Zentrum für Informationsmodellierung.
Projekt “Sammlungen der Universität Graz: kulturelles Erbe digital“